Europäisches
Kolleg
Jena

Das 20. Jahrhundert und seine Repräsentationen

Representing the 20th Century


Dr. Daniel Logemann

Daniel Logemann studierte von 2000 bis 2007 Osteuropäische Geschichte, Polnische Literaturwissenschaft und Südosteuropastudien in Jena, Lublin und Krakau. Für seine Dissertation über Alltagskontakte zwischen Deutschen und Polen in Leipzig 1972 bis 1989 erhielt er 2010 den Wissenschaftlichen Förderpreis des Botschafters der Republik Polen. Von 2010 bis 2015 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kurator im Museum des Zweiten Weltkriegs in Gdansk tätig. Von Februar 2015 bis März 2018 war er Wissenschaftlicher Geschäftsführer am Kolleg.

Kontakt

Historisches Institut
Fürstengraben 13
D-07743 Jena

E-Mail

Telefon: +49 (0)3641 944 490

Forschungsinteressen

Geschichtskulturen in Ostmitteleuropa

Deutsch-polnische Beziehungen

Alltags- und Kulturgeschichte des Staatssozialismus in Ostmitteleuropa

Gewalt und Besatzungspolitik im Polen des 20. Jahrhunderts

ausgewählte Publikationen

Monographien

Das polnische Fenster. Deutsch-polnische Kontakte im staatssozialistischen Alltag Leipzigs 1972 - 1989, München 2012.

Aufsätze

1945 - Defeat. Liberation. New Beginning. Twelve European Countries after the Second World War, in: Cultures of History Forum

Leipziger Urlauber in Volkspolen — zwischen Traumziel und Konterrevolution, in: Przegląd Historyczny 105 (2014), H. 1, S. 69-85.

Nach dem Streit ist vor dem Streit? Zur Debatte über den ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“/ After the conflict is before the conflict? On the debate over the three-part miniseries Unsere Mütter, unsere Väter shown on ZDF German television, in: Cultures of History Forum

Die entstehende Dauerausstellung des Museums des Zweiten Weltkrieges in Danzig, in: INTER FINITIMOS. Jahrbuch zur deutsch-polnischen Beziehungsgeschichte Jahrbuch 10 (2012), S. 126-133.

„Schleichwege“ als Ausgleich von Mangel und als Angebot des „Polnischen“. Private Kontakte zwischen Deutschen und Polen in Leipzig in den siebziger und achtziger Jahren, in: Joachim von Puttkamer/Włodzimierz Borodziej/Jerzy Kochanowski (Hrsg.): „Schleichwege“. Inoffizielle Begegnungen sozialistischer Staatsbürger zwischen 1956 und 1989, Köln/Weimar/Wien 2010, S. 91-111.

Eine polnische Insel in Leipzig? Das Polnische Informations- und Kulturzentrum in Leipzig (1969-1989), in: Journal of Modern European History 8 (2010), 2, S. 243-265.

„Brüderbund und Freundschaft mit den sozialistischen Ländern darf nicht spekulativ genutzt werden.“ Deutsch-polnischer Schleichhandel in Leipzig als Konsumkultur „von unten“, in: Comparativ 19 (2009), 6, S. 50-68.

Kommunismus zum Anfassen? Museen zur Geschichte der kommunistischen Diktaturen in Ostmitteleuropa, in: Der Kommunismus im Museum. Formen der Auseinandersetzung in Deutschland und Ostmitteleuropa (Mitautor), hrsg. von Volkhard Knigge und Ulrich Mählert im Auftrag der Stiftung Ettersberg und der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Köln u.a. 2005, S. 193-223.


Susanne Hagemann

Susanne Hagemann studierte Deutsche Philologie/ Neuere Deutsche Literatur, Soziologie und Publizistik- und Kommunikationswissenschaften in Göttingen und Berlin. Von 2002 bis 2015 arbeitete sie als freiberufliche Wissenschaftlerin, Referentin und Projektkoordinatorin für Museen und Ausstellungen, Vereine und Stiftungen. 2005 war sie Lehrbeauftragte der Universität Konstanz und unterrichtete zum Thema „Das Museum als Ort der Erinnerungskultur“. Von März 2015 bis 2016 war Susanne Hagemann wissenschaftliche Mitarbeiterin am Europäischen Kolleg Jena.

Kontakt

Historisches Institut
Fürstengraben 13
D-07743 Jena

E-Mail

Forschungsprojekt

Leerstellen der Erinnerung. Die gegenwärtige Darstellung der 1930er und 40er Jahre in deutschen stadthistorischen Museen (Arbeitstitel)

Das Projekt unternimmt einen Problemaufriss der vielfältigen Darstellungs- und Erzählweisen, mittels derer heute der historische Zeitabschnitt um Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg für ein breites Publikum in Stadtmuseen präsentiert wird. Mit literaturwissenschaftlichem Instrumentarium werden museale Narrative auf ihre Aussagekraft hin untersucht und der Frage nachgegangen, inwiefern die Ausstellungen zur Entwicklung von Geschichtsbewusstsein beitragen können.

Forschungsinteressen

Ausstellungstheorie und -praxis

Erinnerungs- und Gedächtnisforschung

Apokalyptik in Film, Literatur und Geschichtserzählung

Gewalt und Frieden als „anthropologische Konstanten“

ausgewählte Publikationen

Aufsätze

„Leere Gesten“? Darstellungsmuster in Ausstellungen zur NS-Zeit, in: Museumsverband des Landes Brandenburg (Hrsg.): Entnazifizierte Zone? Zum Umgang mit der Zeit des Nationalsozialismus in ostdeutschen Stadt- und Regionalmuseen, Bielefeld 2015, S. 77-92.

The Bomb and the City: Presentations of War in German City Museums, in: Muchitsch, Wolfgang (Hrsg.): Does War belong in Museums? The Representation of Violence in Exhibitions, Bielefeld 2013, S. 131-141.

Museale Narrationen lokaler NS-Geschichte – „Auch in Paderborn kam es zu antisemitischen Ausschreitungen“ und „Männer starben als Soldaten bei der Wehrmacht“, in: schnittpunkt, Charlotte Martinz-Turek, Monika Sommer-Sieghart (Hrsg.): Storyline. Narrationen im Museum, Wien 2009, S. 93-110.

Volksempfänger, Bombe, Salatsieb – Geschichtsnarrative in deutschen Museen, in: Zeitschrift für Politische Psychologie 12 (2004), H. 3/4, S. 391-411.


Anne-Kathrin Hinz

Anne-Kathrin Hinz studierte von 2009 bis 2015 Kommunikationswissenschaft und Kunstgeschichte mit den Schwerpunkten Bildtheorie und Kunst des 20. Jahrhunderts an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Dort arbeitete sie als studentische und wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Kunstgeschichte sowie der Kustodie der Universität. In ihrer Masterarbeit „Am Bildgrund. Reflexionen über die Konventionen des Bildes in der amerikanischen Kunst nach 1945“ untersuchte sie verschiedene künstlerische und theoretische Positionen, die sich mit Grundbedingungen der Wahrnehmung eines Objektes als Bild befassen. Von Januar 2016bis Dezember 2019 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Europäischen Kolleg Jena.

Kontakt

Historisches Institut
Fürstengraben 13
D-07743 Jena

E-Mail

Telefon: +49 (0)3641 944494

Forschungsprojekt

Abstrakte Kunst als Repräsentation von Geschichte (Arbeitstitel)

Kann abstrakte Kunst Geschichte repräsentieren? Eine systematische Untersuchung der Frage, ob und vor allem wie abstrakte Kunst Geschichte repräsentiert steht bislang aus – aufgrund einer Vielzahl abstrakter Werke mit Geschichtsbezug erscheint sie jedoch umso notwendiger.

Das Projekt möchte dieses Desiderat füllen. Basierend auf der Prämisse, dass abstrakte Kunst eine spezifische Form der Repräsentation von Geschichte ist, liegt der Untersuchung die Frage „Wie repräsentiert abstrakte Kunst Geschichte?“ zugrunde. Die bisherige Forschung ist durch unterschiedliche fachspezifische und interdisziplinäre Diskurse geprägt und legt ihren Schwerpunkt überwiegend auf die Frage, ob abstrakte Kunst Geschichte repräsentieren kann. Dass sich die Verarbeitung von Geschichte in der abstrakten Kunst jedoch durch das komplexe Zusammenspiel der ästhetischen Mittel und äußerer, d. h. kontextueller Faktoren wie Werktitel, Kommentare und Rezeptionsgeschichte vollzieht, wird in der bisherigen Forschung nur marginal reflektiert.

Das Forschungsprojekt untersucht in Deutschland entstandene Werke abstrakter Malerei der 1940er- bis 1980er-Jahre mit einem methodischen Ansatz, der die Analyse ästhetischer Bildqualitäten und historische Kontextforschung systematisch miteinander verbindet. So wird ein Vergleich verschiedener abstrakter Bildstrategien möglich und zugleich ein neuer Zugang zur Frage formuliert, wie abstrakte Kunst Geschichte repräsentiert.

Forschungsinteressen

Bildtheorie mit Fokus auf Malerei nach 1945

Theorie und Geschichte der Fotografie

Kunst des 20. Jahrhunderts

Visualisierung und Verarbeitung historischer Ereignisse in der Kunst

ausgewählte Publikationen

Markenzeichen. Die erste Fotografie der „Minerva mit Helm“, in: Babett Forster (Hrsg.): Wertvoll. Objekte der Kunstvermittlung: Gipsabgüsse, Fotografien, Postkarten, Diapositive, Weimar 2015, S. 56-62.

Mitautorin des Beitrags: Zwischen Sein und Schein des Bildes. Die „Jena Bilder“ von Imi Knoebel, in: Babett Forster/Claudia Tittel (Hrsg.): Serielle Materialität. Imi Knoebel und Peter Roehr, Ausst.-Kat, Gera 2013, S. 30-39.


Nataša Jagdhuhn

Nataša Jagdhuhn studierte zwischen 2003 und 2008 Kunst und Kunstpädagogik in Belgrad, Wien und Ljubljana. Nach dem Diplomstudium war sie als freie Journalistin mit Schwerpunkt Postkonzeptuelle Kunst, Theater und Performance tätig. 2013 absolviert sie den Masterstudiengang „Kunst im Kontext“ an der Universität der Künste Berlin. Als Künstlerin, Kuratorin, Kunst- und Geschichtsvermittlerin konzipierte und (co-)organisierte sie zahlreiche Ausstellungen. Sie ist Autorin des Konzeptes des Bildungszentrums im „AVNOJ Museums“ in Bosnien und Herzegowina (2014). Von Februar 2015 bis März 2018 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Europäischen Kolleg in Jena beschäftigt.

Historisches Institut
Fürstengraben 13
D-07743 Jena

E-Mail

Telefon: +49 (0)3641 944 491

 

Forschungsprojekt

Auf dem Wege zu einer performativen Museologie im (post-) jugoslawischen Raum.
Eine komparative kulturgeschichtliche Analyse der Darstellungen des Zweiten Weltkrieges in Gedenkmuseen
(Arbeitstitel)

Die Dissertation untersucht die Repräsentationen des Zweiten Weltkrieges in den Gedenkstätten der Nachfolgestaaten Jugoslawiens. Durch eine komparative Analyse wird das Phänomen des Museumswandels nach dem Zerfall Jugoslawiens anhand der Beispiele folgender staatlicher Museen als Fallstudien diskutiert: das „Museum 21. Oktober“ und die Gedenkstätte „Kadinjača“ in Serbien; das „Museum der Zweiten Sitzung des AVNOJ“ und die Gedenkstätte „Kozara“ / „Sutjeska“ / „Neretva“ in Bosnien und Herzegowina sowie die Gedenkstätten „Jasenovac“ und „Lipa“ in Kroatien.

In der musealen Aufarbeitung ist als Anpassung an die gegenwärtige Zeit eine Entwicklungslinie erkennbar, die die Geschichte des Zweiten Weltkrieges in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens rückwirkend durch den Spiegel der Kriegsereignisse der 90er Jahre betrachtet. In diesem Zusammenhang besteht das Ziel der komparativen Studie darin, den musealen Prozess der Nationalisierung des Geschichtsbildes des Zweiten Weltkrieges in Serbien, Bosnien & Herzegowina und Kroatien, dessen Divergenz- und Konvergenzpunkte mit den derzeitigen Tendenzen der Erinnerungspolitik in Europa sowie den Grad der Kontinuitäten und Brüche in Bezug auf die Museumsstandards des ehemaligen Jugoslawiens zu dokumentieren und zu analysieren.

Wie veränderte sich das Bild des Zweiten Weltkriegs in den Museen nach dem Zerfall Jugoslawiens? Der Museumswandel wird aus museologischer („wie“) und historischer („was“) Perspektive anhand zweier musealer Praktiken betrachtet: der Ausstellungsanalyse sowie der Analyse von Gedenkfeiern in Museen. Als methodologisches Instrumentarium wird die Theorie der „Performativen Museologie“ angewendet.

Den theoretischen Rahmen bildet Fachliteratur aus den Museumswissenschaften, der Geschichtswissenschaft, den Performance Studies und den Kulturwissenschaften.

Forschungsinteressen

Erinnerungskonstruktionen in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens

Museumswandel in den postsozialistischen Ländern Europas

Museumswissenschaften und „Performative Turn“

    Ausgewählte Publikationen

    Monographien

    In Zusammenarbeit mit Vedrana Madžar und Zorka Obrenić: „Jüdische Identität im sozialistischen Jugoslawien, 1945-1952“, Online-Publikation der Geschichtswerkstatt Europa 2012.


    Clara Mansfeld

    Clara Mansfeld studierte zwischen 2006 und 2013 Neuere und Neueste Geschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Europäische Ethnologie in Freiburg und Basel. Während des Studiums absolvierte sie Praktika und arbeitete als freie Mitarbeiterin in zahlreichen Museen und Gedenkstätten im In- und Ausland. Zudem war sie langjährige Wissenschaftliche Hilfskraft am Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sowie am FRIAS (Freiburg Institute for Advanced Studies). Von 2013 bis 2016 arbeitete sie zunächst als Volontärin und anschließend als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projektteam zur Neugestaltung der Dauerausstellung der Gedenkstätte Buchenwald (Buchenwald. Ausgrenzung und Gewalt 1937 bis 1945). Von Februar 2017 bis Januar 2020 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Europäischen Kolleg Jena.

    Historisches Institut
    Fürstengraben 13
    D-07743 Jena

    E-Mail

    Telefon: +49 (0)3641 944491

    Forschungsprojekt

    ›Der imaginäre Besucher‹ Deutsche Museen und ihre Öffentlichkeit (Arbeitstitel)

    Ausgangspunkt des Projekts ist die Beobachtung, dass der Stellenwert, den Museen ihren Besuchern zuweisen, sich in den letzten Jahrzehnten entscheidend verändert hat. Aus historischer Perspektive wird in diesem Zusammenhang das Verhältnis zwischen Museumsmachern und Museumsgängern in den Blick genommen, das solange unproblematisch war, wie zwischen beiden Seiten keine signifikanten Milieudifferenzen bestanden und der Museumsmacher seine Ausstellungen gleichsam ›an sich selbst‹ adressieren konnte.
    Die Arbeit soll am Beispiel Historischer Museen die ideellen und institutionellen Voraussetzungen rekonstruieren, die in der BRD von ca. 1950 bis 1990 zu einem grundlegendem Wandel dieser Museumspraxis, d. h. zu einer zunehmenden Auseinandersetzung mit dem Besucher führten. An wen adressierten Kuratoren ihre Ausstellungen? Welche Folgen hatte das für die Vermittlung historischer Inhalte? Von welcher Seite wurde eine stärkere Orientierung am Publikum angeschoben? Im Zentrum des Projekts steht dabei nicht die Frage, wie sich das Museumspublikum im betreffenden Zeitraum tatsächlich zusammensetzte, sondern die, mit welchen Vorstellungen vom Besucher Kuratoren und Museumsmacher arbeiteten und welche Konsequenzen sich dadurch für die Konzeption und Gestaltung von Ausstellungen ergaben.
    Dieser Blick auf ein sich wandelndes Publikum durch das Prisma der Museumsmacher vermag auch den aktuellen status quo des Ausstellungswesens historisch zu perspektivieren und Handlungsoptionen für Historische Museen in einer sich verändernden Öffentlichkeit aufzuzeigen.

    Forschungsinteressen

    Museums- und Ausstellungsgeschichte

    Historisches Lernen

    Nationalsozialismus und Holocaust

    Geschichte der Bundesrepublik

    Ausgewählte Publikationen

    (mit Kornelia Konczal) Tagungsbericht „Regions of Memory. A Comparative Perspective on Eastern Europe“, 26.11.2012–28.11.2012 Warschau.


    Katharina Meyer

    Katharina Meyer studierte von 2008 bis 2015 Sozialwissenschaften und Soziologie in Hannover und Frankfurt am Main mit einem Schwerpunkt auf (psychoanalytischer) Sozialpsychologie, Mikrosoziologie sowie Diskriminierungsformen. Ihre Masterarbeit behandelte das Thema „Zur Auswirkung des Nationalsozialismus auf nationale Identifikationen Jugendlicher in Deutschland“. Von 2015 bis März 2018 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Europäischen Kolleg in Jena. In ihrer Dissertation beschäftigt Sie sich in einem qualitativ empirischen Projekt mit der Frage der Historisierung des Nationalsozialismus aus der Perspektive Jugendlicher in Deutschland. Darüber hinaus ist sie als Vorstand der Gesellschaft für psychoanalytische Sozialpsychologie und als Mitglied von Humanity in Action aktiv.

    Kontakt

    Historisches Institut
    Fürstengraben 13
    D-07743 Jena

    E-Mail

    Telefon: +49 (0)3641 944 491

    Forschungsprojekt

    Zur Historisierung des Nationalsozialismus aus der Perspektive Jugendlicher in Deutschland (Arbeitstitel)

    Der Umgang mit dem Nationalsozialismus ist mit dem Übergang zur so genannten „vierten Generation“ durch vielfältige Veränderungen geprägt. So markiert dieser Übergang vor allem eine uneinholbare Distanz zum Geschehen und bedingt gleichzeitig veränderte gesellschaftliche Gegebenheiten innerhalb derer die Auseinandersetzung stattfindet sowie veränderte Anforderungen und Bedürfnisse an die Geschichte des Nationalsozialismus.  

    Durch das Sterben der Generation, die den Nationalsozialismus miterlebt und/oder -gestaltet hat, gilt es die Konsequenzen des größer werdenden familiären Abstands und die Relevanz von Familie für das Geschichtsbild heutiger Jugendlicher zu beachten. Ebenso ist zu berücksichtigen, dass sich die familiären Bedingungen deutscher Jugendlicher nicht einheitlich sind: Ihre Vorfahren sind nicht nur Täter/innen, Zuschauer/innen und Opfer des Nationalsozialismus, sondern können auch Erfahrungen als Alliierte oder Besetzte gemacht haben oder keinen biographischen Bezug zum Nationalsozialismus aufweisen. Damit verknüpft stellt sich auch die Frage nach den aktuellen Lernbedingungen von Geschichte. Viele Schüler/innen verfügen bereits vor der Behandlung der Thematik in der Schule über Bilder und Vorstellungen; etwa durch Verwandte, Freundesgruppen oder Medien. Ein weiterer Einflussfaktor ist somit die Medialisierung des Holocausts, vor allem über Spielfilme und die Repräsentation des Nationalsozialismus in den Medien.

    Es lässt sich somit ein vielfältiger Einfluss durch den Wandel in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ausmachen, der nicht allein in der Historisierung, dem Übergang zum kulturellen Gedächtnis oder dem Abschied von den Zeitzeug/innen aufgeht. Das Projekt untersucht vor diesem Hintergrund die Bedeutung des Nationalsozialismus für Jugendliche sowie ihre Zugänge. Die Untersuchung erfolgt qualitativ, in Form von Gruppendiskussionen, Interviews und Beobachtungen.

    Forschungsinteressen

    Antisemitismus und Rassismus

    Gender und Queer Studies

    Nationalsozialismus und Weitergabemechanismen 


    Daniel Schuch

    Daniel Schuch studierte von 2008 bis 2012 Geschichte, Politikwissenschaft und Soziologie an der Technischen Universität Dresden und schloss im Sommer 2015 sein Masterstudium Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ab. Dort war er seit 2014 am Imre Kertész Kolleg und am Lehrstuhl für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit als wissenschaftliche Hilfskraft tätig. In seiner Masterarbeit analysierte er die geschichtspolitischen Deutungskämpfe um den Kosovo-Krieg anhand der Debatten in der Zeitschrift „konkret“.

    Kontakt

    Historisches Institut
    Fürstengraben 13
    D-07743 Jena

    E-Mail

    Telefon: +49 (0)3641 944494

    Forschungsprojekt

    Transformationen der Zeugenschaft. Von der Wissensproduktion in David P. Boders Forschungsinterviews zur moralischen Sinngebung des Holocaust (Arbeitstitel)

    Die Sammlung und Interpretation von Erfahrungsberichten der Opfer von Nationalsozialismus und Holocaust unterliegt einem umfassenden gesellschaftlichen Wandel seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Wie unterscheiden sich die Erzählungen in frühesten Audio-Aufnahmen von späteren Video-Interviews mit jenen Personen die heute als Holocaust-Überlebende oder Zeitzeugen klassifiziert werden? Und welchen Einfluss hatten die spezifischen Ziele und Methoden der Interviewer und beteiligten Institutionen auf die Aufnahmen?
    Anhand einer vergleichenden Interview-Analyse beantwortet das Dissertationsprojekt diese Fragen im Rahmen einer Historisierung der Zeugenschaft des Holocaust. Für den ersten Teil der Arbeit bildet die Sammlung des amerikanischen Psychologen David P. Boder von etwa 130 Audio-Interviews mit sogenannten Displaced Persons (DP’s) aus dem Sommer 1946 in Europa den Ausgangspunkt. Eine Auswahl von Interviews mit fünf jüdischen Überlebenden wird analysiert und die Erzählungen der DP’s werden als frühe Zeugnisse des Massenmordes an den Juden Europas dargestellt. Als sozialwissenschaftlicher Pionier einer frühen Holocaust-Forschung avant la lettre bildet Boders psychologische Forschung über traumatische Folgen der „man-made catastrophe“ den Kontext.
    Im zweiten Teil der Arbeit werden die Interviews von Boder aus dem Jahr 1946 exemplarisch und episodisch mit Video-Aufnahmen der selben Personen aus den Sammlungen der USC Shoah Foundation und eines Oral History Interview-Projektes des United States Holocaust Memorial Museums, die bis zu 60 Jahre später angefertigt worden sind, verglichen. Wie sich die Deutungen der Erfahrungen sowie die gesellschaftliche Bedeutung der Erzählungen im Kontext der Methoden und Ziele der unterschiedlichen Institutionen gewandelt haben, wird mit Erkenntnissen aus Oral History, Gesellschaftsgeschichte und historischer Quellenkritik untersucht. Das wiederholte Erzählen der Erfahrungen des Holocaust wird mit dem Konzept des „recounting“ analysiert, dass der amerikanische Psychologe Henry Greenspan im Gegensatz zum passiven „Zeugnis ablegen“ entwickelt hat. Als bedeutender Wandel lassen sich veränderte Konzepte der Deutung und Sinngebung der Erfahrungen und der historischen Ereignisse, sowie ein etablierter Anspruch der Institutionen auf die Vermittlung von moralischen „Lehren“ des Holocaust konstatieren.

    Forschungsinteressen

    Holocaust-Studies und NS-Forschung

    Geschichtskulturen in den USA, Australien, Deutschland und Israel

    audio-visuelle Geschichtsdarstellungen

    Displaced Persons

    Zeugenschaft und Wissensproduktion

    ausgewählte Publikationen

    Konflikthafte Zeugenschaft. David P. Boders Audio-Interviews im Nachkriegseuropa, in: Mimeo. Blog der Doktorandinnen und Doktoranden am Dubnow Institut, 22.07.20.

    (mit Dorothea Warneck/ Tobias Haberkorn/ Saskia Pörtig/ Paul Schütrumpf) (Post-) jugoslawische Geschichtskultur: Ein Blick durch das Schlüsselloch, in: Lehrstuhl für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit

     


    Anja Thiele

    Anja Thiele studierte von 2007 bis 2014 Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte, Philosophie und Kommunikationswissenschaft in Erfurt und Jena. Während des gesamten Studiums war sie als freie Journalistin tätig. In Jena arbeitete sie zudem als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Theaterwissenschaft bei Prof. Nina Birkner. Ihre Masterarbeit über Elfriede Jelinek wurde mit dem Examenspreis der Universität Jena ausgezeichnet. Von 2015 bis März 2018 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Europäischen Kolleg Jena.

    Kontakt

    Historisches Institut
    Fürstengraben 13
    D-07743 Jena

    E-Mail

    Telefon: +49 (0)3641 944 493

    Forschungsprojekt

    Repräsentationen der Shoah in der DDR-Literatur (Arbeitstitel)

    Die Doktorarbeit möchte untersuchen, wie Judenverfolgung und -vernichtung im Nationalsozialismus unter den Bedingungen der restriktiven Geschichts- und Kulturpolitik der DDR literarisch verhandelt wurde. Ausgehend von der theoretischen Annahme, dass Literatur als Teil der Geschichtskultur stets in Wechselwirkung mit der Gesellschaft steht und an der Konstruktion eines Geschichtsbewusstseins beteiligt ist, soll zweierlei in Erfahrung gebracht werden: Erstens soll danach gefragt werden, inwiefern politische und gesellschaftliche Zwänge den literarischen Shoah-Diskurs in der DDR beeinflusst haben. Zweitens steht im Fokus, inwiefern die untersuchten Werke selbst durch ihre genuin literarischen Reflexions- und Artikulationspotentiale die offizielle Geschichtspolitik der DDR sowie deren institutionalisierte Legitimationsnarrative (Antifaschismus, kommunistischer Widerstand) affirmieren und mitformen – oder subvertieren.

    Das untersuchte Korpus umfasst fiktionale Texte sowohl von jüdischen Überlebenden, als auch von nicht-jüdischen Schriftsteller/innen in der DDR der gesamten 40 Jahre. Dabei wird eine Kategorisierung der zentralen Texte, etwa von Jurek Becker, Rolf Schneider, Peter Edel oder Christoph Hein, vorgenommen und in Bezug zu Bruno Apitz‘ Nackt unter Wölfen gesetzt, dem diskursprägenden Standardwerk der DDR-Holocaustliteratur. Das Forschungsprojekt ist ein Desiderat, da bislang noch keine breiter angelegte Monographie zu dem Thema vorliegt.

    Forschungsinteressen

    Literatur bzw. Kunst und Gesellschaftstheorie

    Geschlechtertheoretische Literaturwissenschaft

    Literaturvermittlung in Museen

    Drama und Theater des 20. und 21. Jahrhunderts

    Publikationen

    „Welch Wort in die Kälte gerufen“ – eine Lyrikanthologie über die Shoah im Kontext der DDR-Erinnerungskultur, in: Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung, 10 (2016), 19, S. 1–15.

    Die Aura in der (Literatur-)Vermittlung. Die Inszenierung einer Faust-Ausgabe in der Ausstellung Lebensfluten – Tatensturm im Goethe-Nationalmuseum, in: Britta Hochkirchen/Elke Kollar (Hrsg.): Zwischen Materialität und Ereignis. Literaturvermittlung in Ausstellungen, Museen und Archiven, Bielefeld 2015, S. 137-154.

    Die eigene Stimme. Eine Reportage über die Autorin Claudia Grehn, in: Theaterhaus Jena – ‚My heart will go on‘. Dokumentation eines Flüchtlingsprojekts. Insert zu Theater der Zeit (2012), H. 5, S. 24-25.


    Markus Wegewitz

    Markus Wegewitz studierte von 2009 bis 2016 Geschichts- und Politikwissenschaft in Halle, Jena und Amsterdam. Seine Masterarbeit „Die »Nacht und Nebel«-Gefangenen als geschichtspolitische Akteure in den Niederlanden, 1945–1995“ entstand im Rahmen eines Forschungssemesters am Duitsland Instituut und am Instituut voor Oorlogs-, Holocaust- en Genocidestudies (NIOD) in den Niederlanden. Er war als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit der Friedrich-Schiller-Universität Jena tätig und als freier Mitarbeiter im ERC-Projekt „Securing Europe, Fighting its Enemies, 1815–1914“ beschäftigt. Zudem ist er Sprecher des Arbeitskreis Deutsch-Niederländische Geschichte. Von Januar 2017 bis April 2020 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Europäischen Kolleg Jena.

    Historisches Institut
    Fürstengraben 13
    D-07743 Jena

    E-Mail

    Telefon: +49 (0)3641 944491

    Forschungsprojekt

    Auf der Suche nach dem „Anderen Deutschland“. Nicolaas Rost und die Erfahrungsgeschichte von Antifaschismus, Überleben und Literatur (Arbeitstitel)

    Das Dissertationsprojekt untersucht das politische Leben des Schriftstellers und Überlebenden des Konzentrationslagers Dachau Nicolaas Rost (1896–1967). Zwischen Belgien, den Niederlanden, der Tschechoslowakei und den beiden deutschen Staaten wirkte Rost vor und nach 1945 als intellektueller Vermittler und warb für die Ideen der deutschsprachigen Literatur. Insbesondere vor dem Hintergrund seines Engagements in den Verbänden der Opfer des Nationalsozialismus und seiner umfangreichen Aktivitäten in der Bildungsarbeit soll die Frage beantwortet werden, auf welche Weise Rosts Wirken mit der gesellschaftlichen Auseinandersetzung über die europäischen Dimensionen des Nationalsozialismus verknüpft war.
    Dabei versteht sich das Projekt nicht als klassische Biographie, sondern als problemorientierte Kontextualisierung. Gleichermaßen sollen die verschiedenen Formen staatlicher Geschichtspolitik, das Netzwerk der deutschen Exilliteratur, und die Entwicklung der Formen und Narrative des Gedenkens an die Verbrechen des Nationalsozialismus in den Blick genommen werden.
    Als geschichtswissenschaftliches Projekt mit starken Anleihen in Literaturwissenschaft und Exilforschung kann die Dissertation auf eine breite Quellenbasis zurückgreifen. Rosts journalistische Arbeiten, seine Übersetzungen, eigenständigen Publikationen und Korrespondenz haben Spuren in zahlreichen europäischen Archiven hinterlassen.

    Forschungsinteressen

    europäische Zeitgeschichte

    Geschichtspolitik

    Organisationen der Überlebenden des Nationalsozialismus

    Konzentrationslager

    Besatzungsgesellschaften im Zweiten Weltkrieg

    Ausgewählte Publikationen

    Verschleppt bei Nacht und Nebel. Widerstand und Öffentlichkeit in der politischen Justiz des Nationalsozialismus, in: Erinnern! Aufgabe, Chance, Herausforderung 1 (2014), S. 48–60.

    Der kulturlose Kontinent. Von der Persistenz eines deutschen Ressentiments, in: Studentische Fachzeitschrift für Politikwissenschaft Jena 1.1 (2015), S. 11–18.

    Tagungsbericht: Probing the Limits of Categorization. The ‚Bystander‘ in Holocaust History, Amsterdam, 24.09.2015 – 26.09.2015“, in: H-Soz-Kult (12.11.2015)