Europäisches
Kolleg
Jena

Das 20. Jahrhundert und seine Repräsentationen

Representing the 20th Century


Anja Thiele

Anja Thiele studierte von 2007 bis 2014 Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte, Philosophie und Kommunikationswissenschaft in Erfurt und Jena. Während des gesamten Studiums war sie als freie Journalistin tätig. In Jena arbeitete sie zudem als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Theaterwissenschaft bei Prof. Nina Birkner. Ihre Masterarbeit über Elfriede Jelinek wurde mit dem Examenspreis der Universität Jena ausgezeichnet. Von 2015 bis März 2018 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Europäischen Kolleg Jena.

Kontakt

Historisches Institut
Fürstengraben 13
D-07743 Jena

E-Mail

Telefon: +49 (0)3641 944 493

Forschungsprojekt

Repräsentationen der Shoah in der DDR-Literatur (Arbeitstitel)

Die Doktorarbeit möchte untersuchen, wie Judenverfolgung und -vernichtung im Nationalsozialismus unter den Bedingungen der restriktiven Geschichts- und Kulturpolitik der DDR literarisch verhandelt wurde. Ausgehend von der theoretischen Annahme, dass Literatur als Teil der Geschichtskultur stets in Wechselwirkung mit der Gesellschaft steht und an der Konstruktion eines Geschichtsbewusstseins beteiligt ist, soll zweierlei in Erfahrung gebracht werden: Erstens soll danach gefragt werden, inwiefern politische und gesellschaftliche Zwänge den literarischen Shoah-Diskurs in der DDR beeinflusst haben. Zweitens steht im Fokus, inwiefern die untersuchten Werke selbst durch ihre genuin literarischen Reflexions- und Artikulationspotentiale die offizielle Geschichtspolitik der DDR sowie deren institutionalisierte Legitimationsnarrative (Antifaschismus, kommunistischer Widerstand) affirmieren und mitformen – oder subvertieren.

Das untersuchte Korpus umfasst fiktionale Texte sowohl von jüdischen Überlebenden, als auch von nicht-jüdischen Schriftsteller/innen in der DDR der gesamten 40 Jahre. Dabei wird eine Kategorisierung der zentralen Texte, etwa von Jurek Becker, Rolf Schneider, Peter Edel oder Christoph Hein, vorgenommen und in Bezug zu Bruno Apitz‘ Nackt unter Wölfen gesetzt, dem diskursprägenden Standardwerk der DDR-Holocaustliteratur. Das Forschungsprojekt ist ein Desiderat, da bislang noch keine breiter angelegte Monographie zu dem Thema vorliegt.

Forschungsinteressen

Literatur bzw. Kunst und Gesellschaftstheorie

Geschlechtertheoretische Literaturwissenschaft

Literaturvermittlung in Museen

Drama und Theater des 20. und 21. Jahrhunderts

Publikationen

„Welch Wort in die Kälte gerufen“ – eine Lyrikanthologie über die Shoah im Kontext der DDR-Erinnerungskultur, in: Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung, 10 (2016), 19, S. 1–15.

Die Aura in der (Literatur-)Vermittlung. Die Inszenierung einer Faust-Ausgabe in der Ausstellung Lebensfluten – Tatensturm im Goethe-Nationalmuseum, in: Britta Hochkirchen/Elke Kollar (Hrsg.): Zwischen Materialität und Ereignis. Literaturvermittlung in Ausstellungen, Museen und Archiven, Bielefeld 2015, S. 137-154.

Die eigene Stimme. Eine Reportage über die Autorin Claudia Grehn, in: Theaterhaus Jena – ‚My heart will go on‘. Dokumentation eines Flüchtlingsprojekts. Insert zu Theater der Zeit (2012), H. 5, S. 24-25.