Europäisches
Kolleg
Jena

Das 20. Jahrhundert und seine Repräsentationen

Representing the 20th Century


Anna Georgiev

Anna Georgiev studierte von 2006 bis 2012 Kulturwissenschaften B.A. und Interkulturelle Kommunikation M.A. an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. Studien- und Arbeitsaufenthalte führten sie nach Paris (2005), Sofia (2008), Haifa/Tel Aviv (2011-2013) und London (2013-2015). Zuletzt arbeitete sie als freiberufliche Kulturwissenschaftlerin in Berlin und ist seit Februar 2017 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Europäischen Kolleg in Jena angestellt.

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Historisches Institut
Fürstengraben 13
D-07743 Jena

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Forschungsprojekt

Musealisierung jüdischer Geschichte in der DDR (Arbeitstitel)

Die Musealisierung jüdischer Geschichte in der DDR wurde insbesondere anlässlich des 50. Jahrestags der Novemberpogrome vorangetrieben. Doch wie konnten angesichts des umfassenden Verlusts Objekte als ‚Sachzeugen‘ der musealen Darstellung gefunden werden und wodurch wurden diese materiellen Überreste bewahrt? In besonders verdichteter Form stellt sich hier ein Prozess dar, der auch paradigmatisch für andere museale Wiederentdeckungen sein könnte. Verdichtet dadurch, da in der kurzen Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft eine Vielzahl an Kulturgütern zerstört worden waren, die nicht einmal ein halbes Jahrhundert später wieder verstärkt öffentliches Interesse gewannen. Dabei lassen sich die Umstände der Wiederentdeckung nicht ohne die Dinge und ihre Vorgeschichte selbst erzählen. Durch die Sicht auf Objekte als personae dramatis sollen in der Arbeit die Voraussetzungen dafür ergründet werden, wie diese ihren Platz in den Museen einnahmen. Gleichzeitig geben die Objekt-Biographien Hinweise auf das Nicht-Gesammelte, die Ausschlüsse, die zum einen aus den Bedingungen des Überdauerns resultierten, zum anderen aber als Folgen einer fokussierten Betrachtung entstanden und sich mitunter bis heute fortschreiben.

Forschungsinteressen

objektorientiere Kulturwissenschaften

Museologie

Jüdische Geschichte und Kultur

Ausgewählte Publikationen

Thälmanns Turnhose und andere Dinge. Kurze Objektgeschichte antifaschistischer Ausstellungen der DDR, in: Deutschland-Archiv, 20.12.2019.

Jüdische Selbstbehauptung in Berlin. Die Geschichte der 500 Thorarollen, die die NS-Zeit in Berlin-Weißensee überdauerten, in:
Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 67(2019), 4, S. 537-563.

Zur materiellen Geschichte des 'Judensterns' 1941 bis 1945, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (66/2018), S. 623-639.

Zweimal getäuscht. Synagogenbilder am Museum für Deutsche Geschichte, in: Mitgliederrundbrief, Aktives Museum, Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. (79/2018), S. 23-27.

Jüdische Perspektiven, in: 'Das andere Deutschland'. Festschrift 70 Jahre Berliner VVV (01/2018), S. 8f.

(mit Markus Wegewitz) Tagungsbericht. Rescue of Jews during the Second World War in Contemporary Museums, 05.10.2017 – 06.10.2017 Berlin, in: H-Soz-Kult.

Zwischenstation Jerusalem oder der geheimnisvolle Jacques Barley – Der Reformationsteppich im Israel-Museum, in: Anna webt Reformation. Ein Teppich und seine Geschichten. Museum Europäischer Kulturen 2017, S. 61-68.

Gedenken nach dem Krieg - Zur Errichtung der ersten OdF-Denkmäler in Berlin., in: Gedenkstättenrundbrief 183, 10/2016, S. 44-50.

Die ersten OdF-Denkmäler Berlins, in: Mitgliederrundbrief, Aktives Museum, Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. (75/2016), S. 14-19.

„Paper Dolls' Houses”. Ausstellungshomepage Small Stories: At Home in a Dolls' House, V&A Museum of Childhood.

(mit Zohar Efron) New Ideals. The Image of the New Woman in Photography. Ausstellungskatalog, Stadtmuseum Haifa, 2015.

Über Neue Frauen, Neue Juden und die Populärkultur. Selbstbilder deutsch-jüdischer Photograph-Innen, in: Trumah 22, Zeitschrift der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg, 2014.


Ulrike Löffler

Ulrike Löffler studierte von 2008-2014 Geschichte und Englisch für das Lehramt an Gymnasien in Jena. Während des Studiums war sie Tutorin und wissenschaftliche Hilfskraft im Bereich der Neuesten Geschichte. 2012/2013 forschte sie als Visiting Research Scholar an der University of California, Berkeley zur Wahrnehmung des Nationalsozialismus an dieser kalifornischen Universität. Von 2014 bis 2016 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit in Jena. Seit März 2017 untersucht sie als Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Europäischen Kolleg Jena die pädagogische Arbeit bundesdeutscher NS-Gedenkstätten seit den 1980er Jahren.

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Forschungsprojekt

Zwischen „Betroffenheit“, „Schuldeinsicht“ und „radikaler Überwindung des Faschismus“.
Die pädagogische Arbeit bundesdeutscher NS-Gedenkstätten
(Arbeitstitel)

Mehr als siebzig Jahre nach der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrationslager hat sich in Deutschland nicht nur eine weit verzweigte, staatlich geförderte „Gedenkstättenlandschaft“ entwickelt, sondern auch ein dazugehöriges pädagogisches Sonderfeld: die Gedenkstättenpädagogik. Deren Geschichte blieb bislang allerdings unerforscht. Diesem Desiderat stellt sich das Forschungsprojekt, indem es die Konzeption und Entwicklung einer auf den Nationalsozialismus bezogenen Pädagogik an den Verbrechensorten nachzeichnet und analysiert.

Den Kern der Untersuchung bildet die Erforschung und Rekonstruktion zentraler gedenkstättenpädagogischer Ansätze seit den 1980er Jahren, ihrer Inhalte, Adressat/innen, Ziele und Methoden, sowie ihrer theoretischen und gesellschaftlichen Herleitungen. Ein wesentlicher Schlüssel zum Verständnis der Genese unterschiedlicher gedenkstättenpädagogischer Ansätze liegt außerdem in den Persönlichkeiten der Akteur/innen. Deren individuelle Zugänge, biografische Prägungen, Netzwerke, subjektive Theorien und vielfältige Motivationslagen beeinflussten nachhaltig die jeweiligen Konzepte und deren Begründungen.

Aufbauend auf die bis in die Gegenwart geführte Rekonstruktion des heterogenen, gedenkstättenpädagogischen Feldes möchte die Arbeit außerdem einen (fach-)didaktisch inspirierten Beitrag zur Konzeption zukünftiger Gedenkstättenpädagogik leisten. Es handelt sich damit um eine bildungsgeschichtliche Arbeit, die an der Schnittstelle von Geschichtswissenschaft, Geschichtsdidaktik und historischer Bildungsforschung zu verorten ist.

Forschungsinteressen

NS-Forschung

Geschichtskulturen in Deutschland und den USA

Geschichtsdidaktik und Gedenkstättenpädagogik

Historische Bildungsforschung


Alexander Walther

Alexander Walther studierte von 2008 bis 2014 Geschichte und Englisch für das Lehramt an Gymnasien in Jena und war langjährig als studentische und wissenschaftliche Hilfskraft am Imre Kertész Kolleg Jena tätig. In seiner Staatsexamensarbeit beschäftigte er sich mit der Erinnerung ehemaliger jugoslawischer Bürgerkriegsflüchtlinge in Deutschland. Seit Februar 2015 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Europäischen Kolleg Jena beschäftigt.

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Forschungsprojekt

Die Shoah in der DDR. Repräsentation und Erinnerung jenseits staatlicher Inszenierung (Arbeitstitel)

Das Projekt untersucht die vielfältigen Darstellungsformen der Shoah in der DDR. Ausgehend von der nur spärlich differenzierten Forschungsmeinung, die Vernichtung der europäischen Juden habe im Sozialismus kaum Beachtung gefunden, versucht die Arbeit unter einem dezidiert geschichtskulturellen Ansatz bisher entweder nur separat behandelte oder noch gänzlich unerschlossene Felder zusammenzuführen. Gerade da die Shoah in der offiziellen Gedenkrhetorik der DDR tatsächlich kaum aufgegriffen wurde – und wenn dann zu einer Fußnote des Zweiten Weltkrieges degradiert – und nicht sinnstiftend antifaschistisch erklärt werden konnte, fanden sich abseits des offiziellen und hegemonialen Diskurses zahlreiche Versuche, an die Vorgänge zu erinnern und sie ins Bewusstsein zu rufen.

Um der geschichtskulturellen Dimension gerecht zu werden, sucht die Arbeit verschiedene Akteure (fach-)wissen­schaftlicher, religiöser, literarischer, journa­listischer, künstlerischer oder privat-eigensinniger Natur in einer Gesamtdarstellung zu verbinden. Gerade durch das Spannungsfeld zwischen der Dominanz staatlichen Nichterinnerns und der Marginalisierung nicht-staatlichem Erinnern, muss eine Arbeit zum Umgang mit der Shoah in der DDR einen interdisziplinären Ansatz wählen. Nach gegenwärtigem Stand werden dabei frühe Gedenksteine, die explizit an jüdische Opfer erinnern, ebenso wie übersetzte Sachbücher (etwa Publikationen des Jüdischen Historischen Instituts Warschau) und Dokumentarfilme untersucht. Darüber hinaus werden mit Martin Riesenburger, Heinz Knobloch und Rudolf Hirsch drei Protagonisten beleuchtet, die sich in ganz unterschiedlichen Feldern – Predigten, Kolumnen und Gerichtsreportagen – dem Thema näherten. Ausgehend von den Überlegungen der Gedächtnis- und Alltagsgeschichte sollen diese Zeugnisse und ihre Autor/innen in ihren jeweiligen Entstehungs- und Handlungskontexten untersucht werden.

Forschungsinteressen

Holocaustforschung

Erinnerung und Repräsentation der Shoah

Jugoslawische und postjugoslawische Geschichte

Geschichtskulturen in Deutschland, Ostmittel- und Südosteuropa

Ausgewählte Publikationen

(Jüdische) Historiker in der DDR und die Erforschung von Judentum und Shoah, in: Jörg Ganzenmüller (Hrsg.): Jüdisches Leben in Deutschland und Europa nach der Shoah, Köln/Weimar/Wien 2020.

Helmut Eschwege and Jewish Life in the German Democratic Republic, in: Jay Howard Geller / Michael Meng (Hrsg.): Rebuilding Jewish Life in Germany, New Brunswick, 2020, S. 101-117.

Der Gerichtsreporter als Zeuge: Rudolf Hirsch und die Erinnerung an die Schoah in der DDR, in: Jahrbuch des Simon Dubnow Instituts 16 (2020).

Jewish Anti-Fascism? “Kristallnacht” Remembrance in the GDR between Propaganda and Jewish Self-Assertion, in: Wolf Gruner / Steven J. Ross (Hrsg.): New Perspectives on Kristallnacht: After 80 Years, the Nazi Pogrom in Global Comparison, West Lafayette 2019, S. 259-282.

Keine Erinnerung, nirgends? Die Shoah und die DDR, in: Deutschland-Archiv, 15.07.2019.

Zur Rolle der Familie in den Erinnerungen jugoslawischer Bürgerkriegsflüchtlinge in Deutschland, in: Meike Baader/ Petra Götte & Wolfgang Gippert (Hrsg.): Migration und Familie. Historische und aktuelle Analysen, Wiesbaden 2018, S. 101-112.

(mit Christian Jänsch) Kulmhof/ Chełmno nad Nerem, in: Jörg Ganzenmüller/
Raphael Utz (Hrsg.): Orte der Shoah in Polen. Gedenkstätten zwischen
Mahnmal und Museum, Wien/Köln/Weimar 2016, S. 67-98.

(mit Christian Jänsch) Zur Würde von Menschen an Orten
nationalsozialistischer Massenverbrechen
, in: Jörg Ganzenmüller/ Raphael
Utz (Hrsg.): Orte der Shoah in Polen. Gedenkstätten zwischen Mahnmal und
Museum, Wien/Köln/Weimar 2016, S. 329-348.

Tagungsbericht "25 Jahre Aufarbeitung der Geschichte der sowjetischen
Speziallager"
, 25.06.2015 - 27.06.2015 Weimar, in: H-Soz-Kult,
02.09.2015.